Montag, 3. Juni 2019

Begegnung im Mai

Mit leichten und doch müden Schritten,
begeb' ich mich hinaus aufs Moor.
Zwei Frauen kommen angeritten,
ihr Redefluss dringt mir ins Ohr.

Sie sprechen, als wär'n sie alleine,
dabei versteh' ich jedes Wort.
Ein Hund folgt ihnen, an der Leine,
an einen unbekannten Ort.

Am Himmel wandern Wolkenschleier,
das blaue Firmament entlang.
Sie spiegeln sich im Entenweiher,
der Frühling feiert Abgesang.

Im Licht der letzten Maiensonne,
verharre ich am Wegesrand.
Ein Falter kreist mit Lust und Wonne,
um einen hohen Blütenstand.

Die Reiterinnen ziehen weiter,
sie sind schon fast an mir vorbei.
Ich lächle, grüße, geb' mich heiter,
den Frauen ist es einerlei.

Für sie bin ich ein Ast im Wege,
ein Hindernis auf ihrem Pfad.
Wir kommen uns nicht ins Gehege,
der Platz reicht aus, am schmalen Grat.

Begegnungen sind intensiver,
dort wo nicht viele Menschen sind.
Sie strengen mehr an, gehen tiefer,
weil man sich mehr darauf besinnt.

Donnerstag, 5. Juli 2012

Turn out the lights


Du warst nie leise, draußen auf der Bühne.
Man hörte dich, doch niemand hörte zu.
Du sangst vom Pendeln zwischen Schuld und Sühne
Und gabst von deinem Rausch ein Stück dazu.
    Wir kennen dich als Songschamanen
    Bewundern jene Bühnendramen
    Mit denen du dein Leben inszeniertest.

Du wolltest durch geheime Türen treten,

Die andre Seite zog dich magisch an.
Wir sehen in dir heute den Poeten,
Der sich sein frühes Sterben selbst ersann.
    In deinem engen Lebensrahmen
    Gabst du dir grelle Zaubernamen
    Mit denen du Amerika schockiertest.

Bis heute klingt der Blues aus deiner Stimme,

Doch sie verweht im Wind moderner Zeit.
Zu abgestumpft sind nun der Menschen Sinne,
Wir sind nicht mehr zum Nachdenken bereit.
    Jim Morrison, wir Wortschamanen
    Bewundern jene Bühnendramen
    Mit denen du dein Sterben zelebriertest.

Und wenn einst die Musik verklingt,

Dann löschen wir das Licht.
Man spürt, wie man ins Stille sinkt,
Doch tragisch ist das nicht - -

Dienstag, 3. Juli 2012

Reiße alle Mauern ein


Wenn du eine Rolle spielst,
    in der du still verkümmerst;
Wenn du auf ein Leben zielst,
    das dir den Tag verschlimmert:
Reiße alle Mauern ein!
    beseitige die Trümmer!
Hast dich jetzt genug beweint -
    ein Glück hält nie für immer!

Blicke auf zum Horizont
    dort regt sich neue Hoffnung.
Bleibst vom schlimmsten Joch verschont,
    bekommst deine Entlohnung.
War wohl jede Mühe wert,
    den neuen Weg zu gehen.
Hat dich zwar fast aufgezehrt,
    doch Zukunft bleibt bestehen.

Wenn du nicht mehr weiter weißt

    und Gram und Kummer leidest;
Wenn dir dein Gefühl entgleist
    und du dich strafst und geißelst:
Reiße alle Mauern ein!
    Beseitige die Trümmer!
Hast dich jetzt genug beweint –
    ein Glück hält nie für immer!

Freitag, 29. Juni 2012

Eisblumen


Der tiefe See friert langsam zu,
sein Eis wirkt schwarz vom Seegrund.
Im Moor erstarrt das traute Du,
verliert sich sanft im Abgrund.
         Das Glück hielt kurz,
         für Augenblicke,
         schon wenden sie sich,
         die Geschicke.
    Ein klirrend kalter Weg erglänzt, mit Fernsicht.

Ich trete auf die dicke Schicht
aus Eis, sie will mich tragen.
Doch ist das meine Sorge nicht,
denn Angst lässt mich nicht zagen.
         Ich gehe gerne
         neue Wege,
         verlasse, was ich,
         lernte, pflegte
    Das Eis, es knirscht, doch fürcht’ ich keinen Durchbruch.

Weit draußen auf dem großen See,
reib ich das Eis ganz glänzend,
Vom Himmel rieseln Frost und Schnee,
die Sonne scheint ergänzend.
         Ich wage einen
         Blick zum Grund,
         da tut sich ein
Geheimnis kund:
    Ein Rosenblatt erstarrte in der Eisschicht.

Die Welt um mich bleibt still und stumm,
derweil ich sinnend lausche.
Mein Rücken ist vom Bücken krumm,
weil mich das Blatt berauschte.
         Ich richt’ mich auf
         Und recke mich.
         So stehend blendet
         mich ein Licht,
    ein Licht, das mich mit stiller Einsicht heimsucht.

Ich wende mich zum Gehen dann
und schnüre meinen Rucksack.
Schau’ meine Blume traurig an,
die ich mir ins Gemüt pack.
         Der nächste Sommer
         kommt gewiss,
         ganz frei von der
         Bekümmernis,
    die Sommermenschen plagt, wenn Kälte Fuß fasst.

Mittwoch, 27. Juni 2012

Der Märchenerzähler


Es war einmal ein Märchenerzähler,
ein unverhofft von Musen Erwählter,
sein Zauber lag im Bildererschaffen,
voll Wortgewalt, mit Versen als Waffen.
Sobald er sprach, erstarben die Klänge,
denn Alles lauschte seinen Gesängen.
Das fesselte, das färbte die Stunden,
das war ein Weg, sich selbst zu erkunden.
Denn, ja, in seinen Märchengestalten,
erkannten sich die Hörer am Walten.
Da war man König, Prinzess und Kaiser
Ein tumber Gnom, ein Barde, ein Weiser.

Die Worte rührten, quälten, erhellten,
erschufen raue, mystische Welten.
Am Ende fand die Liebe zur Liebe
und Edelmut gelangte zum Triebe.
Den Hörer labten Reinheit und Freude,
auf dass er seine Zeit nicht vergeude,
so führte manches Wort in die Tiefe,
als ob das Unheil tatenlos schliefe.
Erzählte Welten labten Gemüter,
erschufen heile, geistige Güter.
In jenen, reinen Märchensekunden,
schien alles Unheil kühn überwunden. --

Wer dachte an den Märchenerzähler?
War er nicht ein vom Schicksal Gequälter?
In ihm ertobten finsterste Schlachten,
wenn Fantasie und Träume erwachten.
Was denkt ihr wohl, ihr lieblich Gerührten,
wohin ihn seine Sinne oft führten?
Die reine Welt der Märchengestalten,
bedarf des Dichters eisernes Walten.
Nur so kann stets die Liebe gewinnen,
nur so der Held dem Tode entrinnen.
Bedenkt das gut, ihr hungrigen Geister,
was euch beglückt, ringt nieder den Meister. 

Montag, 25. Juni 2012

Zauberfee


Nebel senken sich aufs Heidemoor,
Fahles Mondlicht will die Nacht verneinen.
Sterne zeichnen dir ein Himmelstor,
Wirst du wohl in voller Pracht erscheinen?

Über mir blitzt es am Firmament
Sternschnuppen beladen sich mit Wünschen.
Meinen Wunsch bann ich auf Pergament
Will mich gern in deinen Nektar tünchen.

Barfuss trittst du in die Zaubernacht,
Grüne Augen locken mich verwegen.
Wie betäubt’ erspür ich deine Macht,
Bin schon vollends deinem Glanz erlegen.

Zauberfee, gib mir drei Wünsche frei!
Erstens, lass uns hier gemeinsam schweigen,
Zweitens, rufe mich zu dir herbei,
Drittens, lass’ mich meine Welt dir zeigen.

Nebel senken sich aufs Heidemoor,
Fahles Mondlicht will die Nacht verneinen.
Sterne zeichnen dir ein Himmelstor,
Während wir uns hier im Glück vereinen.

Greif ich dich, schwebst du als Staub davon,
Grüner Glanz verblasst im Schein des Mondes.
Schenktest mir ja manche Freude schon,
Weil du mir schon manchen Traum vertontest.

Barfuss schwebst du aus der Zaubernacht,
Hebst die Hand zu einem letzten Gruße,
Schon erlieg’ ich wieder deiner Macht,
Bist und bleibst mir meine treue Muse.