Freitag, 29. Juni 2012

Eisblumen


Der tiefe See friert langsam zu,
sein Eis wirkt schwarz vom Seegrund.
Im Moor erstarrt das traute Du,
verliert sich sanft im Abgrund.
         Das Glück hielt kurz,
         für Augenblicke,
         schon wenden sie sich,
         die Geschicke.
    Ein klirrend kalter Weg erglänzt, mit Fernsicht.

Ich trete auf die dicke Schicht
aus Eis, sie will mich tragen.
Doch ist das meine Sorge nicht,
denn Angst lässt mich nicht zagen.
         Ich gehe gerne
         neue Wege,
         verlasse, was ich,
         lernte, pflegte
    Das Eis, es knirscht, doch fürcht’ ich keinen Durchbruch.

Weit draußen auf dem großen See,
reib ich das Eis ganz glänzend,
Vom Himmel rieseln Frost und Schnee,
die Sonne scheint ergänzend.
         Ich wage einen
         Blick zum Grund,
         da tut sich ein
Geheimnis kund:
    Ein Rosenblatt erstarrte in der Eisschicht.

Die Welt um mich bleibt still und stumm,
derweil ich sinnend lausche.
Mein Rücken ist vom Bücken krumm,
weil mich das Blatt berauschte.
         Ich richt’ mich auf
         Und recke mich.
         So stehend blendet
         mich ein Licht,
    ein Licht, das mich mit stiller Einsicht heimsucht.

Ich wende mich zum Gehen dann
und schnüre meinen Rucksack.
Schau’ meine Blume traurig an,
die ich mir ins Gemüt pack.
         Der nächste Sommer
         kommt gewiss,
         ganz frei von der
         Bekümmernis,
    die Sommermenschen plagt, wenn Kälte Fuß fasst.

Mittwoch, 27. Juni 2012

Der Märchenerzähler


Es war einmal ein Märchenerzähler,
ein unverhofft von Musen Erwählter,
sein Zauber lag im Bildererschaffen,
voll Wortgewalt, mit Versen als Waffen.
Sobald er sprach, erstarben die Klänge,
denn Alles lauschte seinen Gesängen.
Das fesselte, das färbte die Stunden,
das war ein Weg, sich selbst zu erkunden.
Denn, ja, in seinen Märchengestalten,
erkannten sich die Hörer am Walten.
Da war man König, Prinzess und Kaiser
Ein tumber Gnom, ein Barde, ein Weiser.

Die Worte rührten, quälten, erhellten,
erschufen raue, mystische Welten.
Am Ende fand die Liebe zur Liebe
und Edelmut gelangte zum Triebe.
Den Hörer labten Reinheit und Freude,
auf dass er seine Zeit nicht vergeude,
so führte manches Wort in die Tiefe,
als ob das Unheil tatenlos schliefe.
Erzählte Welten labten Gemüter,
erschufen heile, geistige Güter.
In jenen, reinen Märchensekunden,
schien alles Unheil kühn überwunden. --

Wer dachte an den Märchenerzähler?
War er nicht ein vom Schicksal Gequälter?
In ihm ertobten finsterste Schlachten,
wenn Fantasie und Träume erwachten.
Was denkt ihr wohl, ihr lieblich Gerührten,
wohin ihn seine Sinne oft führten?
Die reine Welt der Märchengestalten,
bedarf des Dichters eisernes Walten.
Nur so kann stets die Liebe gewinnen,
nur so der Held dem Tode entrinnen.
Bedenkt das gut, ihr hungrigen Geister,
was euch beglückt, ringt nieder den Meister. 

Montag, 25. Juni 2012

Zauberfee


Nebel senken sich aufs Heidemoor,
Fahles Mondlicht will die Nacht verneinen.
Sterne zeichnen dir ein Himmelstor,
Wirst du wohl in voller Pracht erscheinen?

Über mir blitzt es am Firmament
Sternschnuppen beladen sich mit Wünschen.
Meinen Wunsch bann ich auf Pergament
Will mich gern in deinen Nektar tünchen.

Barfuss trittst du in die Zaubernacht,
Grüne Augen locken mich verwegen.
Wie betäubt’ erspür ich deine Macht,
Bin schon vollends deinem Glanz erlegen.

Zauberfee, gib mir drei Wünsche frei!
Erstens, lass uns hier gemeinsam schweigen,
Zweitens, rufe mich zu dir herbei,
Drittens, lass’ mich meine Welt dir zeigen.

Nebel senken sich aufs Heidemoor,
Fahles Mondlicht will die Nacht verneinen.
Sterne zeichnen dir ein Himmelstor,
Während wir uns hier im Glück vereinen.

Greif ich dich, schwebst du als Staub davon,
Grüner Glanz verblasst im Schein des Mondes.
Schenktest mir ja manche Freude schon,
Weil du mir schon manchen Traum vertontest.

Barfuss schwebst du aus der Zaubernacht,
Hebst die Hand zu einem letzten Gruße,
Schon erlieg’ ich wieder deiner Macht,
Bist und bleibst mir meine treue Muse.

Dienstag, 19. Juni 2012

Verkaufte Seelen


Graue Wolken bedrängen die Zinnen,
die Zinnen des Schlosses der Qualen, der Not.
Einst wollte der Schlossherr der Armut entrinnen,
doch bracht‘ es den Seinen im Nachtschlaf den Tod.

Die Seelen der Toten beleben die Wolken,
entziehen dem Menschen den ewigen Sinn.
Im Stillen gebietet ein Geist, ihm zu folgen,
er führt dich ins Jenseits zu seinem Gewinn.

Er möchte die Seinen vom Spuken erlösen,
vom Teufel verführt, von Dämonen belohnt.
Doch was er erstrebt, ist der Kern alles Bösen,
er opfert die Unschuld, das Töten gewohnt.

So wabern die Wolken, so brennt das Verlangen,
der Schlossherr - er wünscht sich sein Leben zurück.
Doch wächst mit den Wolken der Kummer, das Bangen,
verzweifelte Wünsche, verdorbenes Glück.   

Der Geist übergibt seine Beute dem Teufel,
betrete sein Schloss nicht, sonst trifft er dich auch.
Er wird deine Seele mit Wahnsinn beträufeln,
so löst du dich auf im entsegneten Rauch.

Durch enge Portale, durch sengende Lichter,
betrittst du den Kerker des ewigen Nichts.
Erlausche die Klagen, erblick deinen Richter,
ersehne die Tage des Jüngsten Gerichts.

Du hast dieses Spukschloss verwegen betreten,
du starbst vor Entsetzen, verängstigtes Kind.
Du steckst in der Wolke, darfst nimmermehr beten,
der Schlossherr verführte dich - bleibe nun blind!

Magisches Gewitter


Blitze und Donner beleben die Nacht.
Der Zauberer hat seine Flüche entfacht.
Er brodelt im Kessel den finstersten Trank.
Der Teufel belohnt ihn, bekundet ihm Dank!

Ängstliche Seelen erzittern vor Schreck,
Hör'n kichernde Hexen, sich suhlend im Dreck.
Es prasselt am Fenster, der Hagel klopft an,
Ein brausender Wind treibt sein Unheil voran.

Knarrende Bäume, von Stürmen gequält,
Sie haben die Stimme des Jammers gewählt.
Die Äste und Zweige zerbersten geschwind,
Geschosse im Regen - sie treffen dich blind!

Dämonische Schatten, der Zauberer lacht.
Er dankt den verbrämten Geschöpfen der Nacht.
Im Kessel dampfts grünlich, ein Wirbel steig auf,
Formt nachtschwarze Wolken und Blitze zuhauf.

Da kracht's in den Wäldern, da donnert's und hallt's,
Die Erde erbebt, dumpfes Poltern erschallt.
Ihr braucht euch nicht fürchten, ihr Freunde der Nacht,
Der Sturm holt nur den, der die Liebe verlacht!